Start-ups und der deutsche Mittelstand: Ein Beziehungsdilemma.

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2020

Das muss sich ändern. Statt Misstrauen, Kollaboration. Statt Neid, Zukunft. Statt Distanz, Nähe. Denn Start-ups helfen dabei, die unternehmerische Energie wach zu küssen.

Start-ups sind ein Teil der neuen Realität

Die Zahl der innovations- oder wachstumsorientierten jungen Unternehmen in Deutschland ist enorm.  Laut dem KfW Start-up-Report waren es 2019 70.000 Start-ups und damit rund 10.000 mehr als im Jahr zuvor.

Laut dem Start-up Monitor (DSM) sind Start-ups durch drei Merkmale gekennzeichnet:

  • sie sind jünger als zehn Jahre,
  • sie haben ein geplantes Mitarbeiter-/Umsatzwachstum,
  • sie sind (hoch) innovativ in ihren Produkten/Dienstleistungen, Geschäftsmodellen und/oder Technologien.

Weiter schreibt der Start-up Monitor: „Startups stehen für die digitale Transformation. Zwei Drittel der untersuchten Startups ordnen sich einem digitalen Geschäftsmodell zu (66,6%). Mit einem Zuwachs von 3,9 Prozentpunkten im Vorjahresvergleich werden vor allem Software-as-a-Service-Anwendungen (SaaS) als Geschäftsmodell unter DSM-Startups immer beliebter (26,7%).“

Während Start-ups oft digitale Lösungen anbieten, beobachten wir beim deutschen Mittelstand eine digitale Lücke.

Der deutsche Mittelstand überwiegend ohne Innovation

Die Bertelsmann Stiftung schreibt 2019: „Gerade in den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fehlt es häufig an einer ausgeprägten Innovationskultur. Brisant wird dieser Befund dadurch, dass diese Unternehmen deutschlandweit knapp 58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigen. Die Studie zeigt, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen gezielt in ihre Innovationsfähigkeit und die digitale Transformation investieren müssen. Bleibt dies aus, könnten hunderte Unternehmen und tausende Arbeitnehmer ins Abseits rutschen, wenn sich die Wettbewerbsbedingungen durch fortschreitende Digitalisierung und neue Wettbewerber verändern.“

Die Frage: Wie schafft man eine Innovationskultur, die Mitarbeiter ermutigt, neue Wege zu gehen?

Und hier bekommen Start-ups eine relevante Rolle. Sie können nicht nur eine Innovationskultur fördern, sondern schaffen durch ihre innovativen Produkte, Services und Prozesse wirtschaftliches Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.

Das Fatale: Derzeit arbeiten nur knapp die Hälfte der Passiven Umsetzer (dazu gehören Unternehmen, die weder in ihrer Organisations- noch ihrer Unternehmensstrategie zielgerichtet Neuerungen vorantreiben) mit Start-ups zusammen. (vgl. Bertelsmann Stiftung, 2019).

Der Grund: Das Fremde (von beiden Seiten wahrgenommen) wird oft kritisch bewertet und eher auf Distanz gehalten.

Das Zukunftsinstitut schreibt: „In Unternehmen mangelt es an der Bereitschaft, Komfortzonen zu verlassen, für Ideen Risiko in Kauf zu nehmen, unternehmerisch heranzugehen.“

Wie können Start-ups und etablierte Unternehmen am besten zusammenarbeiten?

Dafür ist es hilfreich, das 3 Horizonte Modell von McKinsey zu verstehen. Es adressiert die Frage, wie es Unternehmen gelingt, die Optimierung des heutigen Kerngeschäftes und die Exploration neuer Ideen in Bezug auf das Investment von Ressourcen in eine ausgewogene Balance zu bringen.

Horizont 1: Hier findet das aktuelle Geschäft statt; dort wird aktuell das Geld verdient. Viele der Innovationen in Horizont 1 haben mit Effizienzoptimierung und Qualitätssteigerung zu tun.

Die Rolle von Start-ups: Hier sind Start-ups interessante Projektpartner, um das Core Business inkrementell zu optimieren. Das ist gut für die Unternehmen, weil sie Lösungen einkaufen ohne tiefe Einblicke geben zu müssen bzw. selber viel Aufwand zu haben. Und gleichzeitig ist es gut für die Start-Ups, die damit Kunden und Projekterfahrungen gewinnen.

Horizont 2: Hier werden die Produkte oder Geschäftsbereiche entwickelt, die später den existierenden Horizont 1 deutlich erweitern oder gar ersetzen sollen.

Die Rolle von Start-ups: Start-ups sind strategische Partner, mit denen man neue Geschäftsfelder entwickeln kann. Die Start-ups profitieren enorm von Domänenwissen der Unternehmen und die Unternehmen gewinnen einen schnellen, agilen Entwicklungspartner. Dazu muss aber die notwenige Struktur geschaffen werden, dass die Start-ups eine sinnvolle Schnittstelle zur Zusammenarbeit haben.

Horizont 3: Dieser Horizont umfasst alle Innovationen, die das heutige Geschäftsmodell ersetzen oder völlig neue Märkte adressieren. Die Wirkung dieser Maßnahmen stellt sich erst nach mehreren Jahren ein.

Die Rolle von Start-ups: Hier sind Start-ups Gefahr und Chance zu gleich. Gefahr, weil sie unvoreingenommen und mit neuen Ansätzen Märkte disruptieren. Chance, weil Unternehmen durch die Investition in Start-ups Satelliten schaffen können, die sicherstellen, dass sie an disruptiven Marktveränderungen partizipieren – ohne dafür das Kernunternehmen verändern zu müssen.

Fazit

Ziel muss es sein, dass Start-ups und Mittelständler als Teil eines gemeinsamen interdisziplinären Ökosystems agieren können. Die konkrete Zusammenarbeit muss dann in ihrer Komplementarität auf jeden Fall halbautonom erfolgen, um keinem Partner die eigene Stärke zu nehmen. Dafür ist es wichtig, eine gemeinsame Vision zu verfolgen, aber im operativen Arbeitsalltag genug Freiraum zu haben. Gerade Start-ups leben von ihrer Kultur, der Agilität und vom Test-And-Learn-Mindset. Diese unternehmerische Energie gilt es zu wahren und ihre Entfaltung zu ermöglichen.

Start-ups können genau an dieser Stelle ansetzen. Sie können den Pioniergeist wachküssen und als Keimzelle neue Energie versprühen.

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Simon Loebel
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